Erstellen Sie ihre eigenen Inhalte und teilen Sie diese mit der Welt. Auch wenn die Inhalte für Sie völlig banal und dilettantisch erscheinen, so wird es Menschen geben, die hiervon sehr profitieren können.
Damals: Qualitätsprüfung bis zum Gehtnichtmehr
Früher wurden Inhalte vom System sehr gut bewacht. Es wurde nur das publiziert, was viele Stufen der Qualitätsprüfung passiert hatte. So wurden nur wenige Texte in Zeitungen und Büchern veröffentlicht. Wenn Sie ein Video machen wollten, waren die Kosten hierfür groß. Wollten Sie dieses auch noch einer größeren Menschengruppe zugänglich machen, da über das Fernsehen, so war dies fast unmöglich, wenn Sie nicht schon über die entsprechenden Kanäle verfügten.
Heute: Push 2 Talk
In der Zeit von Twitter, Blogs und YouTube ist dies nicht mehr der Fall. Heute können Sie jeden noch so kleinen Schnipsel- Gedanken, Musik oder Video- veröffentlichen. Durch diese Menge an Daten sind nicht nur viele User, sondern auch die traditionellen Systeme zur Qualitätssicherung, völlig überfordert. Wenn wir diese Entwicklung aus einer systemischen Perspektive betrachten, können wir sehen, dass sich hier ein statisches System in ein dynamisches System verändert. Im Moment mag es noch ein gewisses Chaos geben, weil die Mengen an Daten und den produzierten Inhalten schwierig zu sortieren sind. Die innovativen Ansätze von Firmen, wie zum Beispiel Google, zeigen aber, dass sich das Problem der Qualitätssicherung lösen lässt.
Inhalte: Selbstorganisation des Systems
Das System selber kann diese Aufgabe übernehmen. Allerdings nicht, wie das früher war, dass eine Entscheidung direkt auf Basis des Inhalts getroffen wurde. Vielmehr wird nun das System zur Entscheidung über die Qualität herangezogen. Denke Sie einfach nur daran, die Anzahl der Links die auf eine Webseite zeigen. Erhält ihre Webseite viele Links, so schätzt Google diese auch als wichtiger ein, als eine Webseite, die weniger Links erhält. So können die Informationen von Hunderten, Tausenden, oder auch Millionen Bewertern, und zwar echten Menschen, herangezogen werden, ohne dass das System an der Menge von Daten zu Grunde geht. Diese Art der Generierung von Wissen, nämlich, viele kleine Einzelteile fügen sich zu einem gesamten Großen zusammen, ist deutlich anders, als die Organisation der Information früher, nämlich, eine Person oder eine prädefinierte Gruppe führt die ihnen bekannten Einzelteile zu einem Ganzen zusammen.
You might just be the Tipping Point!
Kommen wir nun wieder zurück zum Titel dieses Artikels. Wieso erachte ich es als außerordentlich wichtig, dass Sie Gedanken und Ideen mit anderen teilen, auch wenn Sie diese als dilettantisch und unfertig betrachten? Nun, Sie können gar nicht beurteilen, wie wichtig oder unwichtig ihre Idee, oder ihr Gedanke, zu einem bestimmten Thema ist. Da ihr Twitter-Bericht oder ihr kurzer Blog-Post nicht für sich allein analysiert wird, sondern in der Gesamtheit des großen Ganzen, kann er eine viel größere Relevanz auslösen, als das früher der Fall war. Diese kleine Idee, die Sie also haben, könnte der Tipping-Point, das entscheidende Etwas, das i-Tüpfelchen sein, das dem Gedankengang einer anderen Person, eine ganz entscheidende Erkenntnis verhilft.
Unperfekt ist die neue Perfektion
Lassen Sie deshalb die Idee los, dass alles perfekt sein muss. Fangen Sie an ihre Kommunikation wie eine Konversation, wie ein Gespräch mit einem guten Freund zu sehen, und nicht wie ein Essay, von universitärem Niveau. Sie werden merken, dass sich eine unglaubliche Dynamik entfaltet, sobald Sie diese Perspektive annehmen, und wenn möglich, auch in ihrem tagtäglichen Leben ausleben. Gedanken, die Sie als ganz normal erachten, können für andere von unschätzbarem Wert sein.
Es ist okay ein Dilettant zu sein!
Tragen Sie mit bei, zu dieser neuen Art der dynamischen und ganzheitlichen Wertschöpfung von Ideen und Gedanken. Sie werden merken, dass diese Art und Weise auch Ihr Leben ganz besonders bereichern wird. Trauen Sie sich, ein Dilettant zu sein.
Michael Volkmann says
Hallo Herr Metzmacher,
Bertolt Brecht sagte einmal-
„Der Bankraub ist eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank.“
Ich hatte am Anfang so meine Schwierigkeiten mit Ihrem Artikel-was möchte der "jugendliche Poet" uns mitteilen?
Wo der "Dilettantismus" beginnt,liegt im Auge des Betrachters-so sprechen Sie von der Qualitätsprüfung früherer Zeiten, dann frage ich mich-wie die Tageszeitung Bild enstehen konnte.
Und eine weitere Frage bleibt unbeantwortet, wer entscheidet-was Qualität ist?
Erst die Zeiten des wirklich freien Internet Journalismus,haben die Grenzen von dem sogenannten Qualität-Journalismus aufgezeigt.
Jeder halbwegs gebildete Mensch informiert sich heute bei denen von Ihnen benannten Dilettanten, die keiner wirtschaftlichen Diktatur unterliegen.
Ich bin heilfroh,das es diese Dilettanten gibt, die haben mir in den letzten Jahren die Augen geöffnet und meine mediale Wahrnehmung verändert.
Die wahren Dilettanten sitzen in den Schaltzentralen der Macht, es gibt keinen Berufsstand,in dem mehr unqualifizierte Menschen arbeiten,als in der Politik.
Äußerungen über den Dilettantismus sind sowohl von Goethe als auch von Schiller zahlreich überliefert.
Friedrich Schiller hatte sich schon 1784 in seinem Aufsatz Ueber das teutsche Theater mit dem Gegensatz des Schauspielers von Handwerk und des bloßen Liebhabers auseinandergesetzt. Hier wurde der Dilettant dem Schauspieler von Profession vorgezogen, da ersterer die Affekte nicht nur gespielt, sondern natürlich wirken lässt. Schillers Auseinandersetzung mit dem Dilettanten wurden jedoch zunehmend kritischer.
In seiner Schrift Ueber die nothwendigen Grenzen beim Gebrauch schöner Formen aus dem Jahr 1795 wird der „bloße Liebhaber“ der Kunst vom wahrhaften Kunstgenie unterschieden. In den Votivtafeln hatte er 1797 unter der Überschrift Dilettant bereits das falsche Dichtertum kritisiert:
„Weil ein Vers dir gelingt in einer gebildeten Sprache,
Die für dich dichtet und denkt, glaubst du schon Dichter zu seyn?“
Johann Wolfgang von Goethe – Die Solfatara von Pozzuoli (1787) als „dilettantisches“ Werk
Während Friedrich Schiller dem Dilettantismus kritisch gegenüberstand, war Goethe eher vom Nutzen des Dilettantismus überzeugt.
Er hatte sich 1799 bei Christian Jagemann nach der Bedeutung des Begriffs Dilettantismus, der erstmals 1774 in eingedeutschter Form bei Christian Friedrich Daniel Schubar vorkam, erkundigt und anschließend notiert:
„Es bedeutet einen Liebhaber der Künste, der nicht allein betrachten und genießen, sondern auch an ihrer Ausübung Theil nehmen will.“
Damit zählte er selbst auf dem Gebiet der Malerei und der Naturwissenschaft zu den Dilettanten.
Einen lieben Gruß eines Dilettanten.
Tweuropa Network
Michael Volkmann